Das Leben ist zu kurz für Pile-ups: QRP-Freuden in Frankreich

Manche sagen ja, das Leben sei zu kurz für QRP. Und es stimmt schon: Mit 5W knackt man keine Pile-ups. Oder nur ganz selten. Aber ganz ehrlich, Pile-ups finde ich sowieso eher nervig – warum Schlange stehen im Chaos, wenn ich in der gleichen Zeit schöne QSO’s mit netten Menschen führen kann? Außerdem bin ich ohnehin schon völlig aus dem Häuschen, wenn mir ein Kontakt mit 5W nach Spanien, Griechenland oder Osteuropa gelingt. Als 12-jähriger, wo ich in Frankreich dem (CB-)Funkvirus verfallen bin, war ich schon völlig von den Socken, wenn ich über 10km weit kam – diese Einstellung hat sich wohl erhalten.

Zwischen den Jahren war ich nun wieder als F/DH7LM aus den Vogesen mit dem FT-817 auf den Bändern aktiv, meist in CW. Hier einige QSO-Highlights:

  • Doppel-QRP mit Thomas, DL2WA auf 30m, mein erstes 2-way-QRP-QSO!
  • QSO nach Kalifornien mit K6JW auf 17m
  • George, RU3ZL in Russland auf 40m
  • Sehr nettes QSO mit Franz, OE4UFB, in der Nähe von Wien auf 40m
  • Ebenfalls sehr nettes QSO mit Willy, SP/OE3WYC in der Nähe von Jaroslaw, der extra für mich sein Gebe-Tempo verringerte
Allband-Dipol mit Hühnerleiter an Angelrute in ca. 7m Höhe
Allband-Dipol mit Hühnerleiter an Angelrute in ca. 7m Höhe

Man sieht schon, ich war auf diversen Bändern unterwegs – hier zahlt sich die Antenne aus: ein mit echter Hühnerleiter gespeister Dipol, Schenkel-Länge ca. 13m, in ca. 7-8m Höhe als Inverted Vee auf einer Angelrute gespannt, angepasst mit dem ZM-4 von QRP-Projekt. Der Vorteil ist, dass ich auf zahlreichen Bändern aktiv sein kann mit nur einer Antenne.

Ich bin mit der Performance wirklich zufrieden. Einziges Manko: Auf den höheren Bändern wird so eine Antenne ziemlich unberechenbar, da sie dann bevorzugt in bestimmte Richtungen strahlt, die schwer vorherzusagen sind. So kommt es dann, dass sich manche sehr starke Stationen nicht arbeiten lassen, andere hingegen schon. Außerdem erhöhen sich wohl die Verluste im Antennen-Koppler bei steigender Frequenz, zumindest bei einem so kompakten Gerät wie dem ZM-4. Dennoch hatte ich auf 40, 30 und 17m viel Erfolg. 20m war irgendwie schwieriger, vielleicht war hier die Länge der Hühnerleiter besonders ungünstig, oder ich hatte gegen die Kilowatt-Stationen mit großen Richtantennen, die hier bevorzugt unterwegs sind, einfach keine Chance.

Minimalistische QRP-Station

Meine CW-Fähigkeiten konnte ich ebenfalls verbessern (ich benutze mit viel Freude eine alte Junkers-Handtaste, die schwerer ist als mein FT-817!), es geht doch nichts über Praxis! Was mir dabei aufgefallen ist: Eigentlich vermisse ich ja beim FT-817 anständige Filter, um ein CW-Signal zu „isolieren“. Aber ich habe gemerkt, dass man dies mit der Zeit auch „im Kopf“ machen kann, sich also auf ein Signal konzentrieren und das Gepiepse darüber und darunter ausblenden. Regelt man die Eingangs-Verstärkung am Gerät herunter (das sollte man eh fast immer tun beim FT-817), dann greift auch die AGC nicht sofort zu, wenn ein starkes Signal „drüberbügelt“. Außerdem habe ich den Sidetone auf 400 Hz eingestellt, ich finde es angenehmer, mich auf einen tiefen Ton zu konzentrieren. Ist nicht einfach, aber in gewissem Rahmen funktioniert das, und es war eine schöne Übung für mich. Zumal es auch schön ist, mehrere CW-Signale gleichzeitig „zu überwachen“ – auch eine Fähigkeit, die mit der Zeit kommt.

Alles in allem viele schöne Funk-Erlebnisse zwischen den Jahren und für mich ein weiterer Schritt nach vorn. Danke an alle Stationen, die mein schwaches Signal aus dem Äther gefischt haben!

Ein Gedanke zu “Das Leben ist zu kurz für Pile-ups: QRP-Freuden in Frankreich

  1. Bernhard 5. März 2016 / 18:33

    Hallo Lucien. Tolle Seite. Diese zu lesen macht richtig Spaß. Vy 73 DL4ZBX Bernhard

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